Leseprobe – Was du tust, das tue bald

Leseprobe - Was du tust, das tue bald

Was vom Tag übrig blieb war das Staunen, der Unglaube an die Geschehnisse des 9.November 1989.
In Interviews einzelner Menschen an den Grenzübergängen hörte man immer wieder den Wunsch nach Jeans, Apfelsinen, Bananen.
Bananen gab es oft auf Zuteilung. Ein Kind eine Banane, Knäckebrot gegen Diabetikerausweis. Fünfzehn Jahre Warten aufs Auto, und dann musste man das nehmen, was geliefert wurde. „Nehmen Sie den grauen Trabi Kombi, auch wenn Sie eine gelbe Limousine bestellt hatten. Nicht? Wann wieder eine Lieferung Trabants in unsere Gegend kommt, wissen wir nicht!“ Natürlich nahm man den grauen.
Der „goldene Westen“ hatte in den Reklameminuten des Westfernsehens geblinkt. Lebensmittel, die man nicht kannte oder schon lange vermisste, Kosmetika, Kleidung, Autos, Küchenmaschinen und noch viel mehr.
Die Weihnachtspakete bargen verschiedene Schokoladensorten, wohlduftende Seifen und Mandarinen.
Nun war es nicht so, dass es in der DDR keine gut riechenden Seifen gab, auch Schokolade, aber eben…
Ist es da ein Wunder, wenn sich viele ein falsches Bild machten?

Die Welt dreht sich weiter so sagt man, und das tut sie auch.
Die Menschen, die 1989 aktiv waren oder die, welche all das nicht gutheißen konnten.
Die Enttäuschten, weil sie Jahrzehnte belogen wurden.
Menschen, die nach der Wende Entlassungen erlebten und nicht wieder Fuß fassen konnten.
Ehemalige DDR-Bürger, die zurückgingen, weil ihnen die Vertrautheit fehlte.
Auch die, die im Westen angekommen sind.
Die Bundesbürger, wie sie das Kommen der vielen Landsleute empfunden haben.
Freude, Dankbarkeit, Ängste und Verständnis. Aber auch Undank, keine Wertschätzung, Unverständnis und Arroganz. All das im Wechsel auf beiden Seiten.
Menschen, die mit geteilter Biographie in Ost und West gelebt haben.
Oder die nach 1990 geborenen jungen Leute, welche alles nur aus Erzählungen kennen, aber trotzdem die gegenseitigen Befindlichkeiten hören.

Die Ostdeutschen wollten so schnell wie möglich Fuß fassen und die Westdeutschen nichts vom Lebensstandard missen.
Inzwischen vermissen die Ostdeutschen, trotz der blühenden Landschaften, Verständnis, und die Westdeutschen vermissen Dankbarkeit, wegen der blühenden Landschaften.
Denke nicht so oft an das, was du möchtest, sondern an das, was du hast!

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