Leseprobe – Achtzehn Stufen

Leseprobe - Achtzehn Stufen

Nach einem sonntäglichen Familienstreit mit ihren Geschwistern überlässt Anne ihre Mutter sich selbst und versorgt sie nicht.
Dienstagmorgen zählt sie jede der achtzehn Stufen die im Haus zu Mutters Zimmer führen in panischer Angst, Mutter könnte tot sein.

Sie setzte den Fuß auf die erste Stufe – wenn sie tot ist? Polizei, Verhaftung, Verurteilung!
Zweite Stufe – das Leben ist aus! Oh Gott, wenn doch alles rückgängig zu machen wäre!
Dritte Stufe – Markus, die Jungs – seine Frau, ihre Mutter eine Mörderin!
Vierte Stufe – wenn sie nicht tot, aber verletzt ist!
Anne blieb stehen, es war ihr unmöglich die nächste Stufe zu steigen.  Alle Areale des Gehirns schienen auf Panik geschaltet zu sein, nicht mehr in der Lage, klare Anweisungen an die Füße zu geben.
Nach einigen quälenden Atemzügen nahm sie die nächsten Stufen.
Siebte Stufe – wenn sie mich ansieht!
Zehnte Stufe – wenn sie mich verachtet!
Das schlechte Gewissen wühlte in der Mitte des Bauches, als ob es dort seinen Sitz hätte.
Fünfzehnte Stufe – wenn noch alles zu retten ist, dann soll es besser werden.
Achtzehnte Stufe – Mutter, verzeih mir!
Tränen liefen über die Wangen und Speichel troff aus dem offenen Mund. Sie hatte sich nicht in der Gewalt.
Dennoch drückte sie die Türklinke herunter und machte einen Schritt ins Zimmer.

Eine ungewöhnliche Mutter- Tochterbeziehung, die in Abgründe blickt, die so nicht vorstellbar waren.

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