Viva Mexico

Mit „Viva Mexico“ rief Miguel Hidalgo am 15. September 1810 die Unabhängigkeit Mexikos aus.

Jährlich schallt an diesem Tag der Ruf über den Zocalo von Mexiko Stadt und die Freiheitsglocke am Präsidentenpalast übertönt die Glocken der Kirchen.

Plaza de la Constitución, Platz der Verfassung, so lautet der offizielle Name des Zócalo, auf dem dann 1813 die erste Verfassung Mexikos verkündet wurde.

Der monumentale Renaissancebau des Präsidenten, erbaut auf den Ruinen des Palastes  Moctezumas. 1529 ließ Hernán Cortés hier seine Residenz errichten.

300 Jahre stand Mexiko unter spanischer Herrschaft. In dieser Zeit wurden die hochzivilisierten Gesellschaften der Azteken, Zapoteken, Tolteken und der Maya und Olmeken vernichtet. Die Menschen ihrer Traditionen beraubt, zwangschristianisiert.

Nach der Revolution und durch Emilo Zapatas Kampf verbesserte sich die Situation der Bevölkerung etwas.

Durch die Entdeckung des Erdöls entwickelte sich Mexiko in unseren Tagen zu einer Industrienation, jedoch ohne die Schere zwischen arm und reich wesentlich zu schließen.

Bodenschätze, wie Gold, Silber, Kupfer u.a. werden vielfach durch mexikanische Holdings abgebaut, was in den Jahrhunderten zuvor von Europäern und Amerikanern in großem Stil getan wurde. Es gibt etwa 56 indigene Ethnien und mindestens so viele altmexikanische Sprachen.

Die Mehrheit der Mexikaner, 60%, sind Mestizen, die indigene Bevölkerung macht 30 % aus. Trotzdem sind meist wichtige Positionen oder Unternehmen fest in weißer Hand. Zum Beispiel sieht man im abendlichen Fernsehprogramm, Talkshows, Musiksendungen oder mexikanischen Filmen kaum Mestizen, geschweige denn Indigenas.

Ein großer Teil der indigenen Bevölkerung lebt in den Bundesstaaten Oaxaca, Chiapas, Veracruz, Yucatán und Puebla. Um ihre Situation zu verbessern, wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Interessenvertretungen gegründet.

Der Stolz der Mexikaner auf ihre indigenen Vorfahren ist davon nicht abhängig. Zur Ehre ihrer vorkolonialen Helden werden Feste veranstaltet, Städte, Plätze und Straßen nach ihren Namen benannt.

Dieser ethnische Reichtum spiegelt sich in den unterschiedlichen kulturellen und religiösen  Traditionen, Essgewohnheiten sowie Festen wider.

 

Und genau das sollte uns von einem Besuch in das großartige Land nicht abhalten. Die wechselnde Landschaft, wie die zahlreichen Traditionen, Farben, Sehenswürdigkeiten und Gerichte lassen den Touristen staunen.

Die Menschen habe ich als freundlich, entgegenkommend empfunden. Der Ruf, der dem Land vorauseilt, man müsse an jeder Ecke Angst vor Überfällen haben, hat sich für mich nicht bestätigt.

Ich ging tagsüber und abends durch Mexico Stadt und auch durch die Städte von Michoacan bis Yucatan. Wie in mediterranen Ländern, so entfaltet sich das interessante Leben in Mexiko hauptsächlich am Abend. Wer da nicht rausgeht, der verpasst etwas.

Eine ruhige kleine Bergarbeiterstadt ist Angangueo im Staat Michoacan. Eingebettet in pinien- und fichtenbewaldete Berge liegt sie in 2600 m Höhe. Das reiche Silbervorkommen in Angangueos Bergen lockte in den vorigen Jahrhunderten Abenteurer und Reichtum witternde Europäer hierher. Das Zentrum bildet ein kleiner Zocalo mit dem üblichen Pavillon, flankiert von Bauten im spanischen Stil und zwei mächtigen Kirchen.

Bei „Don Gabino“, dem hübschesten Hotel der Stadt fühlte ich mich wohl und gut betreut. Es ist ein kleines familiengeführtes Appartementhotel. Ein gutes Frühstück ließ mich den anstrengenden Weg zu den berühmten Monarchschmetterlingen bewältigen. Die geheimnisvollen Tiere schliefen in ihrem 3000 m hohen Gebiet am frühen Morgen traubenförmig an den Zweigen der Bäume. Auf den ersten Blick sieht es aus, als würden die Zweige dick mit dunklem Laub behängt sein. Die ersten Sonnenstrahlen lassen es hier und da orange aufblitzen. Nach und nach erwärmt die Sonne die Tiere und ein millionenfaches orangebraunes Schwirren erfüllt die Luft. Die Zweige der Nadelbäume leeren sich und die Monarca gehen auf Nahrungssuche. Ihre Flügelspannweite beträgt 10 bis 11 cm.

Angangueo lebt heute vorwiegend vom Tourismus, aber auch von wiedereröffneten Silberminen. Angangueo gehört zu den Pueblo Magico, den besonders sehenswerten Städten.

Aus der Idylle in die Millionenstadt Mexiko dauert die Fahrt drei Stunden. Weit erstreckt sich der Vulkangürtel um dieses große Gebiet. In der Nähe Mexiko Citys raucht der berühmte Popocatepetl, der im März 2016 zum letzten Mal ausbrach.

Das Wandbild Diego Riveras im Präsidentenpalst zeigt die mexikanische Geschichte von der präkolumbischen Zeit, der spanischen Eroberung und Kolonialzeit über die Unabhängigkeit bis zur Mexikanischen Revolution. Eine Arbeit für die Rivera 25 Jahre gebraucht hat.

Viel Zeit braucht man im Nationalen Anthropologischen Museum und hat doch nur einen Bruchteil erfasst. Im Stadtteil Coyoacan steht das blaue Haus Frida Kahlos.

Die Stadt ist quirlig, laut, spannend, arm, reich, sauber. Restaurants, nette kleine Cafés und Garküchen wechseln sich ab mit Hotels, vor deren Eingang Türsteher in Livree stehen. Davor sitzen indigene Frauen mit ihren Kindern und haben um sich Handarbeiten zum Verkauf ausgelegt.

Doch Mexiko ist weit und so geht die Reise weiter nach Teotihuacan, eine prähistorische Stadt, die zu ihrer Hochzeit (ca.500 n.Ch.) 250.000 Einwohner beherbergt haben soll und ihre Herrscher große Paläste, Tempel und die berühmte Mond- und Sonnenpyramide erbauen ließen.

Die geheimnisvollen Stätte der Azteken, Olmeken und Maya reihen sich aneinander bis zur Halbinsel Yucatan. Ich kann hier nur kurz Monte Alban, Palenque, Uxmal und Chichen Itza erwähnen.

Die Städte Puebla und andere mit ihren Bauten im spanischen Stil, ihren hübschen Plätzen, Märkten und beschaulichen Nebenstraßen sind eine Visite wert.

Beeindruckend war eine Fahrt durch den Sumidero Canyon in Chiapas. 1000m hohe Felsen säumen den Wasserdurchbruch des Flusses Rio Grijalva. An seinen Ufern liegen träge Krokodile, landen Geier oder sonnen sich grüne Leguane. Es ist eine gigantische Schluchtenlandschaft, die nicht umsonst auf der Liste der neuen 7 Weltwunder der Natur stand.

San Cristobal, die kleine Kolonialstadt liegt 1200m hoch im zentralen Hochland von Chiapas. Auch sie wurde als Pueblo Magico ausgezeichnet.

San Cristobal verzaubert durch die gepflegten kleinen Straßen mit ihren bunten Häusern und den Kolonaden. Ein großer Kunstmarkt lädt nicht nur zum Bummeln und Kaufen ein, sondern zum Sehen und Staunen. In ihren bunten und traditionellen Kleidern sieht man Frauen, die ihre Kinder in großen Tüchern auf dem Rücken tragen. Meist bieten sie selbstgewebte Tücher, Schals oder Decken an, die sich gegenseitig an Farbenpracht überbieten.

In den Bergen leben Tzotzil-Maya, die fast ausschließlich ihre Sprache sprechen. Spanisch sehen sie als Fremdsprache an. In den Dörfern Chamula und Zinacantan wird die Tradition besonders gelebt, obwohl sich Schamanismus und katholisches Brauchtum mischt.

Mein Städtefavorit ist San Francisco Campeche, eine Stadt am Golf von Mexiko im Bundesstaat Campeche, sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt ist umgeben von einer Befestigungsanlage aus dem 17.Jahrhundert gegen Piraten, die die Stadt mehrmals plünderten. Ursprünglich eine Mayasiedlung mit Namen Kaan Peech, behielten die spanischen Eroberer die ähnliche Aussprache für die Stadt: Campeche. Auch hier der Charme der Straßen mit den bunten Häusern und gemütlichen Restaurants. Ein Frühstück im Innenhof einer Bäckerei, etwas abseits der größeren Straßen, kann ich nur empfehlen.

Eine Reise durch Mexiko ist ausgesprochen erlebnisreich und vielfältig. Familienbetriebe besuchen, die weltweit wunderschöne Teppiche verkaufen, die ausschließlich mit Naturfarben gefärbt werden.

Oder sich die Produktion von Tequila erklären lassen, der aus der blauen Agave hergestellt wird, die 18 Jahre wachsen muss, ehe man sie ernten kann.

Mexiko – ein Land der Farben, Gerüche und Geschmackserfahrungen.

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